Dritte ornithologische Reise durch Marokko 2014

Dritte ornithologische Reise durch Marokko – Von Fes über El Rachidia nach Marrakech

Alpensegler in Fes
Alpensegler in Fes
Alpensegler
Alpensegler
1. + 2. Tag: Unglaublich viele Alpensegler am Blauen Tor und am Marktplatz/Parkplatz der Alten Medina in Fes. Vereinzelt auch Mauersegler. Die Alpensegler nisten in den konstruktionsbedingten Balkenöffnungen der alten Stadtmauer zu Dutzenden, ein paar Dohlen sind dazwischen. So begann unsere dritte Marokkoreise, diesmal von Fes aus über den Mittleren und Hohen Atlas, also über Umwege, nach Marrakech. Größere Städte waren der Routenreihenfolge nach Ifrane, Azrou, Midelt, El Rachidia, Bulmaine Dades und Quarzazate. Wir hatten uns als Mietwagen für einen geländegängigen Dacia Duster entschieden. Übernachtungen hatten wir nur für Fes und Marrakech vorgebucht. Unterwegs Quartiere zu bekommen war überhaupt kein Problem.
 

Am See Dayet Aaoua vor Ifrane alles voller nistender und brütender Kammblässhühner und viele balzende Schwarzhalstaucher. Ohne Spektiv sind die hier vorkommenden Marmelenten nicht auszumachen, dafür zahlreiche Löffel-, Tafel-, Schnatter- und Stockenten. Ein Trupp von zehn Stelzenläufer und fünf Weißbartseeschwalben konnten wir bei einem Picknick mit vielen Einheimischen am See beobachten.

 

Kammblässhuhn
Kammblässhuhn

Auf der Strecke nach Azrou über das steinige Hochplateau fielen die Balkansteinschmätzer (östlicher Mittelmeersteinschmätzer) auf. Bei einer Rast an einem Hügel gegenüber einer Radiostation auf einem Bergsattel fanden wir in einem Steineichen-Zedernwäldchen leider (noch) keinen Atlas-Grünspecht, jedoch Adlerbussard, Kolkraben und Eichelhäher. Greifvögel waren insgesamt sehr rar: Bis auf mehrere Adlerbussarde, Rötel- und gelegentlich Turmfalken gab es nur wenige Zwerg- und nur einen Schlangenadler auf der ganzen Reise! Auf dem Weg zur ersten Übernachtung in Ain Leuh saß am Wegesrand ein Steinkauz, der sich gut beobachten und fotografieren ließ. Weidensperlinge, Rotkopfwürger und Schwarzkehlchen waren rund ums Haus.

 

Steinkauz am Abend bei Ain Leuh
Steinkauz am Abend bei Ain Leuh

3. Tag: Der Tipp zum Lac Afenouir zu fahren erwies sich als Flopp: Von „vielen Zugvögeln“ keine Spur. Allerdings war die Fahrt dorthin sehr schön mit Balkansteinschmätzern, Heide-, Feld- und Theklalerchen, Rotkopfwürgern, Afrikanische Buchfinken, Diademrotschwänzen, Iberienzilpzalpe und Steinsperlingen. Am See selber Bläss- und Kammblässhühner, viele Rostgänse, ein Flussuferläufer, ein paar Schwarzhals- und Haubentaucher. Am meisten hat uns an diesem Tag ein Pillendreher-Paar Freude gemacht, das sich mit seinem kugelrunden Stück Mist intensiv beschäftigte. Außer Kolkraben, Rötelfalken und Adlerbussarde gab es noch 2-3 Zwergadler.

Wüstengimpel frisst Grassamen
Wüstengimpel frisst Grassamen

4. Tag: Südlich von Timahdite gegenüber dem Hotel Forestier (nicht empfehlenswert) Trauersteinschmätzer und Nachtigall. In der Stadt selbst viele Weißstorchbruten, jedoch keine Felsbruten wie beschrieben. In den Felsen gab es viel Müll und einige Rötelfalken und am Stadtrand sangen zahlreiche Steinsperlinge. Durch die Ebene Richtung Bekrite mit Ziel Lac Aguelmame Tiffourassine viele Balkansteinschmätzer, wohl die häufigste Steinschmätzerart des mittleren Atlasses. Auf der Bergpassüberquerung zum See liegen mehrere Berberwohnstätten mit Stallungen, bei denen Plastikplanen als Zeltersatz eingesetzt werden. Leider kein schönes Bild. Die Menschen sehr gastfreundlich und gesprächsbereit, aber arm, sehr arm. - Adlerbussard, Alpenkrähe und Kolkraben begleiten uns. Ein Steinrötelmännchen lässt sich kurz blicken und auch eine Blaumerle. Dann noch einige Bergpieper und wieder Diademrotschwänze. Am Stausee leider auch hier wieder wenig los: 2 Seidenreiher, 2 Stelzenläufer, einige Kammblässhühner, ein paar Schnatter-, Löffel-, Tafel- und Stockenten sowie Haubentaucher und Rostgänse.

 

Berbersiedlung bei Bekrite
Berbersiedlung bei Bekrite

Wir fuhren dann noch zum Stausee Aguelmame de Sidi-Ali östlich der N 13. Laut Reiseführer ein Dorado für Zugvögel, jedoch war da erst recht nichts los! Dafür im steinigen Uferbereich und der anschließenden Hügellandschaft viele Eidechsen, auch eine vorsichtige Smaragdeidechse. In der dem Stausee vorgelagerten Feuchtgebietsebene parallel zur N13 hielten sich viele Weißstörche und Rostgänse auf.

 

5. Tag: Nun erreichten wir Midelt und quartierten uns im Hotel Ayachi ein, das anfangs der 1950er Jahre gebaut wurde und jetzt verstaubt wirkt und renovierungsbedürftig ist, vor allem was die Sanitäranlagen anbelangt. Wir machen uns am nächsten Tag nach Bekrite auf, eine „Empfehlung“ von zwei reisenden Schweizern, die sich von einem angestellten Marokkaner chauffieren ließen. Auch eine interessante Reisevariante!

 

Diademrotschwanz Männchen am Cirque de Jaffar
Diademrotschwanz Männchen am Cirque de Jaffar

Die Straße von Midelt aus zum Cirque de Jaffar ist eine gut ausgebaute Schotterpiste bis zum Pass mit einer sehr abwechslungsreichen ariden Hügellandschaft, die fast nur weidelandwirtschaftlich von Berbern genutzt wird. Hier konnten wir eine große Artenvielfalt erwarten: Steinkauz, Kurzzehen-, Heide-, Feld-, Thekla- und Saharaohrenlerche sowie Rotkopfwürger und Häherkuckuck, der bei der Maurische Elster (P. p. mauritanica) brutparasitiert. Am Pass oben dann noch wunderschön Diademrotschwanz und ein Blaumerle-Paar.

 


Blaumerle Männchen am Cirque de Jaffar
Blaumerle Männchen am Cirque de Jaffar

6. Tag: Wir wollten nun über den Cirque de Jaffar nach Imilichil, brauchten aber für rund 7 km fast 2 Stunden, da die Piste so schlecht und staubig war. Wir stellten fest, dass der Vorderreifen Luft verlor und änderten daher unser Vorhaben und fuhren über eine zum Glück asphaltierte Querstraße nach Midelt zurück und reisten nach Er Rachidia weiter, wo wir dann am Abend ankamen und übernachteten. Imilichil strichen wir ganz!

 

7. Tag: Unsere Fahrt ging am Atlassüdhang weiter über Goulmina nach Tinerhir. Unterwegs entdecken wir ein Schild zu einer Auswilderungs- und Schutzstation für Cuvier-Gazellen, eine Gazellenart, die im Atlasgebirge zuhause ist und die in ihrem Bestand durch Bejagung und Lebensraumveränderung bedroht ist. Eine breite Straße mit frisch gepflanzten Bäumchen führt zu einem geschlossenen Tor und einem großen umzäunten Gelände. Auch ist ein Aussichtsturm gebaut. Von außen konnten wir 3 Tiere entdecken. Drei Arbeiter mit Handfunkgeräten tauchten plötzlich auf, und erklärten uns, dass wir da nicht rein dürften, weil der Chef nicht da sei. - Auf dem Rückweg entdeckten wir eine flüchtende große Echse. Nach dem unscharfen Bild und Verhalten zu urteilen höchstwahrscheinlich ein Wüstenwaran. Wir übernachteten am Eingang in die Tadra-Schlucht in Tinerhir.

 

Cirque de Jaffar bei Midelt
Cirque de Jaffar bei Midelt
Steppenagame
Steppenagame

8. Tag: Endlich konnten wir den Reifen reparieren lassen: umgerechnet 15 Euro + „Trink“geld. - Im östlichen Vorort von Boulmalnes Dades trafen wir auf blaugefärbte Männchen (vermutlich) der Steppenagame, die sich auf Steinhäufen und Mauern sonnten.

 

Leider ist es dann sehr kalt und windig geworden und unsere schon von einer vorherigen Reise bekannte, artenreiche Steinsteppe wirkt diesmal leer und öde, außer Thekla-, Saharaohrenlerche und Saharasteinschmätzer. In der „blauen Stunde“ im dennoch schönen Abendlicht zogen drei Dromedare eilig an uns vorüber, so dass wir Mühe hatten, mit ihnen fürs Fotografieren schrittzuhalten.

 

Steinsteppe bei Boulmalnes Dades
Steinsteppe bei Boulmalnes Dades

9. Tag: Die ganze Nacht rüttelte der Wind unablässig an den Fensterläden. Vor dem Frühstück ging es dann frühmorgens in die Steppe zurück. Langsam erwachten die Wüstenrennmäuse, da es noch sehr kalt war. Fahlbürzelsteinschmätzer und Ohrenlerche zeigten erste Aktivitäten und fern hörten wir Rufe von Wüstengimpel. Und dann war wieder der Ruf, der sich wie elektronisch erzeugt anhört und den wir schon einmal gehört hatten. Jetzt konnten wir den Sound zuordnen: Er gehört zum Kontaktruf und Balzgesang des Wüstenläuferlerchen-Männchens. Er beginnt während der Nahrungssuche mit lauter werdenden Tönen, stellt sich auf einen Stein oder Zwergstrauch und steigt dann im Bogen nach oben und macht dann eine Kehrtwende in der Luft und landet dann schnell laufend wieder auf dem Boden. Eine gute Methode, um sich in der weiten Steppe nicht aus den Augen zu verlieren. - Unsere Fahrt ging nun weiter über Quarzazate, an Trauersteinschmätzern vorbei, in den Atlas und wir übernachteten in einer schönen Pension bei Tisselday mit gastfreundlichen Wirtsleuten.

 

Wüstenläuferlerche bei Boulmalnes Dades
Wüstenläuferlerche bei Boulmalnes Dades
Wüstenläuferlerche im Steigflug
Wüstenläuferlerche im Steigflug
Wüstenläuferlerche singend
Wüstenläuferlerche singend

10. Tag: Da es in dieser Bergregion um Tisselday viele Mineralien und ein stillgelegtes Bergwerk gibt, verblieben wir am Ort und machten eine Tour zu einer verlassenen Kasbah auf dem Berggipfel. Der Aufstieg war anstrengend in der heißen Sonne, aber schön unter dem stahlblauen Himmel. Belohnt wurden wir mit tollen Mineralienfunden und mit Blaumerle, Steinlerche und Balkan-Steinschmätzer. Und im Dorf gab es noch Graubülbül, Trauerschnäpper, Atlasgrasmücke und Iberienzilzalp. Wir fuhren am Nachmittag weiter über langgezogene Atlaspässe nach Marrakech und kamen in ein lang anhaltendes Gewitter.

 

Balkan-Steinschmätzer
Balkan-Steinschmätzer
Steinlerche in der Bergregion um Tisselday
Steinlerche in der Bergregion um Tisselday

11. Tag: Unser letzter Ausflug ging dann südlich von Marrakech über Asni nach Imlil. Hier sollten laut Literartur Mauer-, Kaffern-, Fahl- und Haussegler vorkommen. Nicht einmal ein Mauersegler war in der Luft. Am Ortseingang von Asni ist rechts eine Kuhreiherkolonie und auf der Weiterfahrt nach Imlil Felsen- und Rötelschwalben, Gebirgsstelze, Nachtigall und Mönchsgrasmücke.

 

12. Tag: Auf der Rückfahrt nach Marrakesch fanden wir bei einem Stopp am Straßenrand ein Nest mit jungen Thekalerchen und die fütternden Eltern dazu. Ja und da gab es am Platz „Djamaa el Fna“ in Marrakech eine echte Überraschung: Viele Haussegler schwirrten um die Häuser und bauten ihre Nester an geeigneten Stellen außen an Gebäuden, den Mehlschwalben nicht ganz unähnlich, jedoch mit viel Federanteilen.

 


Drei Wasserverkäufer in Marrakesch
Drei Wasserverkäufer in Marrakesch

Fotostrecke:

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Kommentare: 2
  • #1

    Hebbi (Dienstag, 09 Dezember 2014 16:20)

    Schöne Reise und interessante Bilder!

  • #2

    Ernst Lipps (Sonntag, 26 September 2021 08:51)

    Guten Morgen
    Weit gereist ist der studierte Biologe und Fotograf!
    Und dann begegnet man sich -ist es Zufall oder Schnittpunkt?- nicht am Amazonas und auch nicht am Nord-Süd-Pol, nein, einfach am Groschenwasser in der Natur.
    Ihre Fotografien sind faszinierend und professionell zugleich, sie lassen Fernweh, Reiselust und Träume zu.
    Die Sachkunde ist unübersehbar und macht neugierig.
    Ich lasse gerne einen Gruß da.